Partner gestorben – vom Umgang mit der Trauer

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Wenn ein Partner gestorben ist, muss die zurückgebliebene Person damit zurechtkommen. Lesen Sie hier, wie es der jungen Hannah erging, als er Freund starb und sie allein war.

Auf der Innenseite von Hannahs linkem Unterarm, ganz nah an ihrem Puls, steht eintätowiert der Buchstabe T. Das T. bedeutet ausgeschrieben Tadäusz. Das ist die Liebe ihres Lebens. Sie musste miterleben, wie er in ihren Armen starb.

Das ist jetzt genau zwei Jahre her. Tadäusz und Hannah lagen nebeneinander auf dem Bett, als plötzlich sein Herz aufhörte zu schlagen. Er hatte seit längerem schon Herzrhythmusstörungen. In diesem Moment hörte er auf zu atmen und zu leben. Unfassbar für Hannah.

Noch kurz vor seinem Tod hatte Hannah ein Foto von ihnen beiden auf Facebook veröffentlicht. Glücklich sahen sie beide darauf aus, sie strahlten wie zwei Sterne. Und darunter stand „Liebe für ewig“. „Ich wollte für den Rest meines Lebens mit diesem Mann zusammen bleiben“, sagt Hannah heute. Sie 25 Jahre alt. „Mein Freund ist gestorben und ich lebe weiter“.

Nach einer gewissen Zeit der Trauer zurück ins Leben zu finden ist manchmal ist so einfach. Hilfestellung kann der Buch „Der Partner stirbt – ist jetzt alles vorbei? geben.

Der Partner ist tot – was nun?

Eine Trennung bedeutet für die verlassene Person eine sehr schmerzliche Erfahrung. Stirbt einer der beiden Partner bedeutet dies eine Trennung für immer. Was passiert mit dem Zurückgebliebenen?

Hannah erzählt stundenlang mit gefasster Stimme. Ihre Fassung verliert sie kaum. Dabei raucht sie mehrere Zigaretten und fasst sich mit ihrer schmalen Hand hin und wieder an die Stirn. Seit dem Tod Tadäusz ist ihre Migräne wieder schlimmer geworden. Beim Zeitpunkt des Gesprächs sitzt sie im Wohnzimmer der Wohnung ihres neuen Lebenspartners. An diesem Tag ist er nicht zuhause. An der Wand hängt eine große Fotografie, die beide beim Urlaub am Meer zeigt.

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Hannah hat eine neue Beziehung. Trotzdem ist Tadäusz immer noch präsent in ihrem Leben. Ihr Gesicht zeigt keine Spuren von Traurigkeit, keine Anzeichen von Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch. Wo sind die Spuren, die der Verstorbene bei ihr hinterlassen hat? Nichts findet man bei Hannah, auch keinen leeren Blick oder kein aufgesetztes Lächeln. Ihre  seelischen Wunden sind nicht auf den ersten Blick erkennbar, sie liegen ganz tief in ihrer Seele.

Mann gestorben oder weggegangen – was ist schlimmer?

Eine Trennung bedeutet für einen Menschen, allein zurück gelassen, verlassen, zu werden. Diese sehr schmerzhafte Erfahrung bedeutet eine Konfrontation mit der Endlichkeit oder Endgültigkeit. Gibt es einen Unterschied zwischen einer Trennung durch Tod oder durch Scheidung? Geschieht die Verarbeitung des Verlustes auf diesselbe Weise?

Es ist egal, zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert, es ist immer zu früh.

Hannah ist sehr wählerisch bei der Wahl eines Freundes. Und oft findet sie den Typen an ihrer Seite nach kurzer Zeit einfach nur lächerlich. Sie verknallt sich fast monatlich neu. Aber bei ihrem verstorbenen Partner erlebt sie etwas anderes. Er macht einen besonderen Eindruck auf sie. „Noch nie zuvor hab ich jemanden getroffen, der so ähnliche Gedanken hat wie ich und mich so gut versteht“, sagt sie. Sie ist von ihm sehr beeindruckt. Tadäusz verfügt über Intelligenz und enormes Selbstbewusstsein. Außerdem lässt er sich nicht von ihren Freunden oder ihrer Familie einschüchtern.

Vom Umgang mit der neuen Situation

Den Partner durch Tod zu verlieren
kann jeden treffen, egal welches
Alter und welcher Status

Ihr Studium an der Uni Salzburg geht langsam dem Ende zu. Sie besuchen teilweise dieselben Vorlesungen und Tadäusz kocht für Hannah. Zur Entspannung sehen sie sich im Internet Serien an. Sie verbringen im Sommer einen gemeinsamen, harmonischen Urlaub im Ausland zusammen. Bald lernen sich auch die Eltern bei einem Restaurantbesuch kennen. Im Herbst darauf verbringt Hannah einen Auslandsaufenthalt in Japan und Tadäusz bleibt in Salzburg.

Er bringt Hannah zum Flughafen. Sie wissen nicht, dass ihnen nur noch eine kurze gemeinsame Zeit bleibt. Sie hatte bald nach dem Kennenlernen erfahren, dass Tadäusz einen schweren Herzfehler hat. Hier ahnt sie bereits, dass sie überleben könnte. Seine langen Narben vorne auf seiner Brust stammten von einer OP im Säuglingsalter. Tadäusz ist es untersagt, Sport zu treiben. Allerdings wirkt er auf andere, als wäre er allzeit kampfbereit.

Am Abend seines Todes legte Hannah ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlägt so laut, dass sie nicht einschlafen kann. Plötzlich bleibt es stehen. Hannah ruft den Notarzt und weint. Hannah kann sich noch sehr genau an diesen Tag erinnern. Tadäusz ist morgens zu ihr nach Japan geflogen. Eigentlich hätte er gar keine Zeit dafür gehabt. Aber er hat sein Geschäftstreffen abgesagt und besucht sie. Sie holt ihn ab, beide freuen sich sehr, einander zu sehen und machen Zukunftspläne.

Ihr Freund mutet sich eigentlich zuviel zu, aber daran denken beide nicht. Wenige Stunden nach seiner Ankunft stirbt Tadäusz in ihrer Wohnung. Die Ärzte können nur noch seinen Tod feststellen. Für Hannah ist alles unfassbar, sie steht unter Schock.

Hannah informiert seine Familie. Es ist mitten in der Nacht, als sie sie in Deutschland telefonisch erreicht. Sie buchen sofort einen Flug uns sind noch am kommenden Tag bei Hannah. Zusammen mit ihnen geht sie in die Klinik, wo der Leichnam ihres Freundes in einem Zimmer aufgebart liegt. Ein letzter Blick auf sein Gesicht. „Du bleibst für immer in meinem Herzen. Und wir sehen uns wieder, ich weiß es“, flüstert sie leise.

Hannah und Tadäusz Familie fliegen getrennt zurück nach Deutschland. Tadäusz Leiche ist im Transportraum einer anderen Maschine. „Es bringt ihm nichts, wenn ich jetzt für den Rest meines Lebens alleine bleibe“, meint Hannah. Sie ist überzeugt davon, dass alles Erlebte einen Sinn hat.

Zwei Monate nach Tadäusz‘ Begräbnis zieht Hannah in eine neue Wohnung. In der ersten Zeit läuft sie nachts durch ihr Viertel. Sie kommt am Haus vorbei, in dem sie mit ihrem Partner gewohnt hat. In dieser Zeit trinkt und feiert Hannah viel. Sie macht die Nächte durch, ihre Freunde machen sich Sorgen um sie.

Dieses Verhalten ist für die junge Frau eine Verarbeitungsstrategie, eine Art Flucht vor oder Verdrängung von dem Verlust des geliebten Menschen. Suizidgedanken oder Drogenkonsum spielen keine Rolle dabei. Sie findet genügend Halt bei ihren Eltern und Freunden und in ihrem Job. Sie mag es, weiterzuleben. Und sie nimmt sich vor, das zu genießen.

Die Trauer verarbeiten

Eine Psychologin betreut Hannah für ein paar Wochen. Sie rät ihr kürzer zu treten und sich auszuruhen. Aber das ist keine Option für Hannah. Sie denkt immer wieder an das gemeinsame Leben mit Tadäusz und an seinen Tod zurück. Er war ihr erster fester Freund, sie beide wollten heiraten. „Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich heute noch mit ihrem verstorbenen Freund zusammen. Ich würde mir keinen anderen Partner suchen wollen“, sagt sie.

Ihre neue Beziehung hat sie sich lange überlegt. Eigentlich wollte sie das gar nicht. Jetzt will sie ohne den neuen Freund nicht mehr sein. Sie können zusammen lachen. Außerdem kann sie ihm von Tobias erzählen. Er ist ein guter Zuhörer. Sie hofft, dass es so eine große Liebe werden könnte wie es mit Tadäusz war. „Ich weiß aber nicht, ob sich dieser Wunsch erfüllt. Es fällt mir schwer, noch einmal so intensive Gefühle für einen Partner aufzubringen, wie ich sie für ihn hatte“.

Sind Sie in einer ähnlichen Situation des Verlassenwordenseins? Hatten Sie auch einen Todesfall? Wenn Sie ein Gespräch wünschen, schreiben Sie mir einfach eine Mail. Ich werde mich so rasch wie möglich bei Ihnen melden.

Starke und intensive Gefühle belasten Ihr Herz. Lesen Sie im Artikel https://partnerschaft-und-beziehung.info/2017/04/broken-heart-syndrom-extreme-gefuehle-bewaeltigen.html mehr dazu.
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