Opferrolle und Manipulation

Ein tiefer Einblick

Es scheint zunächst klar zu sein, es gibt Opfer und eben jene, die manipulieren, eben die Täter. Es ist aber nicht so einfach, denn wir alle sind Meister der Manipulation. Wir schwanken zwischen Opferrolle und Manipulation. Selbst Kinder beherrschen dieses Spiel bereits. Etwa, wenn es um die Hausaufgaben geht.

Opferrolle und Manipulation, Niemand wird gern zu einer Marionette.
Niemand wird gern zu einer Marionette. Foto: Pixabay von Alex Yomare auf Pixabay

Was gibt es doch alles für Gründe, warum es gerade jetzt nicht geht, dieser Pflicht einfach nachzukommen. In der Opferrolle verstehen sie es, Mitleid zu erwecken und das Übernehmen von Verantwortung zu vermeiden. Es ist also ein komplexes Thema, In diesem Artikel gehen wir ihm auf den Grund und geben Tipps, damit umzugehen.

Wir sind Meister der Manipulation

Vielfach vollziehen sich unsere Manipulationen auf einer unbewussten Ebene. Wir formulieren und handeln, ohne näher darüber nachzudenken. Wir setzen etwa unser liebstes Lächeln auf, geben noch ein Kompliment zum Besten und formulieren dann unsere Bitte.

So vorgebracht lassen wir etwa unserem Partner*in oder der Kolleg*in kaum eine Chance abzulehnen. Wir beeinflussen gezielt das Verhalten oder der Wahrnehmung einer anderen Person in unserer Partnerschaft und Beziehung.

Es ist die harmlose Form, die unser aller Zusammenleben bestimmt und wir sind mal die Gebenden und mal die Nehmenden, Opferrolle und Manipulation in einem. Wenn das Verhältnis einigermaßen ausgewogen ist, gibt es dagegen nichts einzuwenden, im gegenseitigen Respekt und Liebe.

Positive Manipulation in der Arbeit

In der Arbeitswelt kann Manipulation durchaus positiv gemeint sein. Will ein Chef oder eine Vorgesetzte etwa die gute Leistung eines Teams oder Mitarbeiters fördern, werden sie ihm vielleicht die Bedeutung des Projektes näherbringen. Sie werten dabei die Person und die Sache auf.

Sie wissen aber auch um den damit verbundenen eigenen Nutzen, sowie den für die Firma und das Projekt selbst. Natürlich sind wir immer bemüht, eine gute Leistung abzugeben. Ein wenig Motivation aber schadet nicht. Es ist letztlich ja auch eine Aufwertung des eigenen Tuns.

Viele Interessen greifen nach uns. Opferrolle und Manipulation.
Viele Interessen greifen nach uns. Opferrolle und Manipulation. Foto Pixabay von Richter auf Pixabay

Wenn Grenzen überschritten werden

Anderseits werden Grenzen überschritten, wenn er oder sie von Ihnen über das Maß hinaus noch mehr Arbeit abverlangt. Sie sind bereits ausgelastet und leisten Überstunden, doch der hohe Krankenstand zwingt ihnen zusätzliche Last auf. Opferrolle und Manipulation, sie finden sich in beiden wieder.

Diese Art der Manipulation enthält eine negative Komponente, denn es wird mit der „Moralkeule“ gearbeitet. Sie sind in der Opferrolle durch gezielte Manipulation. Es ist nicht leicht, sich dagegen zu wehren, doch dazu später noch mehr.

Negative Manipulation schafft Opfer

Als negativ erleben wir Manipulation häufig in der Politik, Was wird und wurde nicht schon alles versprochen, um kritische Maßgaben durchzusetzen. Zu häufig erleben wir aber, dass sich gemachte Versprechungen als haltlos erweisen oder über das Ziel deutlich hinaus gegangen wird.

Dabei verlassen wir den Bereich der unbewussten Manipulation. Hier werden Argumente und Emotionen ganz gezielt eingesetzt – oder eben nicht – um uns in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Je besser der oder die Politikerin geschult ist, desto schwerer sind die Techniken zu durchschauen.

Diese Personen versuchen, das Verhalten oder die Wahrnehmung einer anderen Person zu ihrem eigenen Vorteil zu steuern. Das ist allerdings nicht nur der Politik vorbehalten. Die Meister der Manipulation gibt es überall und auch ihre Opfer. Verlassen Sie die Opferrolle und Manipulation durch andere Menschen.

Manipulation erkennen und vermeiden

Es ist wichtig, jede Form der Manipulation zu erkennen. Ob in der Partnerschaft, im Arbeitsleben, im Alltag und auch in der Politik. Jeder Bereich hat für sich ein toxisches Potenzial, dass uns bzw. unsere Gesundheit gefährden kann.

Die eigene Kraft und Mitte bewahren, nicht zum Opfer werden.
Die eigene Kraft und Mitte bewahren. Foto Pixabay von Richter auf Pixabay

Bewegt uns Manipulation zu Handlungen, die wir eigentlich gar nicht wollen, dann ist sie toxisch und wir werden zum Opfer. Der Weg aus der Manipulation führt über Selbsterkenntnis. Für beide Seiten ist es wichtig, Manipulationsstrategien zu überwinden und geduldig mit sich selbst zu sein.

Kleine Erfolge in Situationen, in denen der Reiz manipulativen Verhaltens erkannt und vermieden wird, sollten gefeiert werden. Ebenso, wenn man es lernt, sich dem mehr und mehr zu entziehen. Das gilt auch in der Partnerschaft und Beziehung.

Arbeitsplatz: Nicht zum Opfer werden

Das klassische ‚Opfer‘ am Arbeitsplatz ist jene Person, die einem Mobbing ausgesetzt ist, und das ist furchtbar. Dieses Thema aber ist speziell und wird an anderer Stelle unseres Blogs Partnerschaft-und-Beziehung (.info) näher beleuchtet.

Opfer aber werden Arbeitnehmer*innen schnell, wenn sie etwa in einer Problem-Branche arbeiten. Mit der Opferrolle und Manipulation steuern sie langsam aber sicher einen Burnout an. Dazu zählen etwa Berufe in der Pflege oder in der Gastronomie. Aber auch Lehrer sind immer wieder Opfer, sie sind mit der Situation völlig überfordert.

Wie merke ich, dass ich in der Opferrolle bin?

Sie werden es spätestens merken, wenn ihnen die Situation gehäuft schlaflose Nächte bereitet, sie körperlich und psychisches Unwohlsein bemerken. Wenn Sie es nicht schon längst getan haben, sollten Sie spätestens jetzt Bilanz ziehen. Was ist es, was Sie krank macht? Was würde Ihnen helfen, wie wäre die Situation gut für Sie? Nehmen Sie sich für diesen Prozess ausreichend Zeit.

Sind Sie gesundheitlich bereits belastet, gehen Sie zum Arzt und gewinnen Sie mit einer Krankschreibung einige Tage Zeit zum Nachdenken, für eine innere Einkehr. Oder nehmen Sie zwei Tage Urlaub für ein langes Wochenende.

Gewalt begegnet uns oft im Kleide eines Engels. Opferrolle und Manipulation.
Gewalt begegnet uns oft im Kleide eines Engels. Foto Pixabay von Anja auf Pixabay

Sie müssen sich selbst Klarheit verschaffen, um dem Kreislauf von Opferrolle und Manipulation zu entkommen. Sie müssen auch Entscheidungen treffen, also konkrete Schritte unternehmen.

Manipulation im Alltag

Manipulation im Alltag scheint uns nicht wirklich zu belasten, tut es aber doch. Wir begeben uns selbst schnell in die Opferrolle, wenn wir unseren Mitmenschen und allen möglichen Umständen die Schuld geben, und fühlen uns ständig schlecht behandelt.

Es geht uns damit nicht gut. Auch hier müssen Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Der oder die Andere sind nicht Schuld. Es ist ihre eigene Reaktion auf sein Verhalten, die ihnen zu schaffen macht. Gehen Sie raus aus dem Kreislauf von Opferrolle und Manipulation.

Manipuliert werden wir ebenso, greifen wir ständig zu den werblich platzierten Produkten oder wir brauchen immer noch zusätzlich Dinge, eben weil wir animiert und manipuliert werden. Auch hier ist wieder eigene Verantwortung gefragt.

Machen Sie sich die Situation und ihr Tun bewusst. Es schadet uns, wenn es unseren Finanzen nicht gut geht. Sie müssen aus der Opferrolle raus und Verantwortung übernehmen. Sie sind es sich selbst Wert.

Manipulation: in der Partnerschaft

Eigentlich, so waren Sie sich als jung verliebter Mensch sicher, hat Manipulation in der Partnerschaft keinen Platz. Sie lieben sich ja, warum also sollte manipuliert werden?

Und dieses Grundvertrauen spricht für Sie, doch das Leben mit seinen Herausforderungen holt uns, holt Sie ein. Auch merken Sie bald, dass ihr Traumprinz, ihre traumhafte Prinzessin ebenfalls nur ein Mensch ist, wenn auch ein sehr liebenswerter.

Opferrolle und Manipulation, manchmal lassen wir uns gerne manipulieren
Manchmal lassen wir uns gerne manipulieren. Foto: Pixabay

Wie oben erwähnt, geschehen auf der unbewussten Ebene die vielen kleinen Manipulationen und Sie lassen sich gerne manipulieren, sozusagen mit einem zwinkernden Auge. Doch geraten Beziehungen immer wieder in Schieflage, und zwar vor allem dann, wenn ein Partner den anderen bewusst zu manipulieren versucht.

Täter und Opferrollen sind dabei meist sehr eindeutig. Manchmal geht es darum, einfach Macht auszuüben. Wie kommt es dazu?

Die Sprache des Täters

Er oder Sie versteht es etwa ihre bisweilen schlechte Stimmung noch auszunutzen, gemäß dem Motto: Ich habe es ja gleich gesagt. Die Botschaft ist eindeutig: Sie sollen auf den Partner hören.

Parallel dazu untergräbt er mit kleinen Bemerkungen immer wieder ihr Selbstbewusstsein, anstatt Ihnen Mut und Trost zuzusprechen, Sie zu unterstützen. Er oder sie stellt immer häufiger infrage, was Sie tun und leisten. Diese kleinen Nadelstiche haben ein Ziel.

Er oder sie wollen die volle Dominanz in der Beziehung und sie möglichst in eine emotionale Abhängigkeit bringen. Es ist der Klassiker eines Narzissten. Sie sollten hier unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Die Abhängigkeit des Opfers

Es ist letztlich auch die eigene Entscheidung, sich als Opfer in eine Abhängigkeit zu begeben. Im Leben, auch in der Partnerschaft, müssen wir lernen Grenzen zu setzen. Partnerschaft sollte ein gegenseitiges Geben und Nehmen bleiben und die Waage halbwegs ausgeglichen sein.

Manchmal ist persönliche Abgrenzung wichtig.
Im Verbund, aber auch in der persönlichen Abgrenzung. Foto Pixabay von Brigitte Werner auf Pixabay

Treten Sie aus der Opferrolle heraus, ergreifen Sie eigene Initiative, im Privaten wie im Beruflichen. Es wird Sie aufwerten und ihrer Beziehung guttun. Legen Sie sich nicht in die Komfort-Schaukel und lassen ihn oder sie alles machen und entscheiden. Werden Sie mit leisen, in Fürsorge verpackten Ansätzen konfrontiert, bleiben Sie stark. Sagt er etwa: „Schatz, das brauchst Du aber nicht zu machen“; bleiben Sie stark. Sagen Sie klar und deutlich, „ich will aber.“

Wenn Sie als Opfer gefangen sind

Manchmal sind wir in Lebenssituationen gefangen, empfinden es jedenfalls so. Das reicht vom Wohnumfeld zur beruflichen Situation bis hin zur Partnerschaft. Schaukelt sich das Ganze in eine gefühlte Abhängigkeit hoch, sollten Sie Hilfe suchen.

Befreien Sie ihr eigenes Selbst. Foto Pixabay von Brigitte Werner auf Pixabay

Zunächst mag ein vertrautes Gespräch mit einer Person ihres Vertrauens weiterhelfen. Es könnte aber sein, dass Sie psychologische Unterstützung oder auch anwaltliche Beratung in Anspruch nehmen müssen. Scheuen Sie sich nicht davor, ein sondierendes Gespräch zu führen.

Sie müssen dabei noch keine Entscheidung treffen. Es hilft Ihnen aber ganz bestimmt, die Situation besser einzuordnen und beurteilen zu können.

F A Z I T

Das Wort „Manipulation“ bringt es ja bereits deutlich zum Ausdruck. Google definiert so: „Ein undurchschaubares, geschicktes Vorgehen, mit dem sich jemand einen Vorteil verschafft, etwas Begehrtes gewinnt“ oder auf ‚Wiki‘:

„Es bedeutet die gezielte und verdeckte Einflussnahme, also sämtliche Prozesse, welche auf eine Steuerung des Erlebens und Verhaltens von Einzelnen und Gruppen zielen und diesen verborgen bleiben sollen.“

Bewusste Manipulation soll uns also an unserer persönlichen Einwilligung vorbei zu gewissen Handlungen oder Annahmen (Denken) bewegen. Schützen können wir uns davor nur, wenn wir selbst Verantwortung übernehmen und unsere Komfortzone verlassen.

Das verlangt uns Entscheidungen ab, die uns auf den ersten Blick etwas Mut und Courage abverlangen, auf längere Sicht aber unser Selbstbewusstsein und unsere Lebenssituation stärken.

Ein Beitrag von Gerd Spranger, Autor, Journalist und Blogger.

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